Das Wort laute/luth/lute/liuto/lute ist aus dem arabischen „al-oud“ abgeleitet, was „das Holz“ bedeutet. Die Urmutter der Laute wurde in den maurischen und osmanisch-christlichen Interaktionen um das 10. Jahrhundert in Europa eingeführt. Im Mittelalter spielte das Instrument eine untergeordnete Rolle, da die Vokalmusik als Ideal galt, nicht die Instrumentalmusik. Die europäische Laute blieb daher im Laufe des Mittelalters relativ unverändert gegenüber ihrer bundlosen Vorgängerin, auf der fast ausschließlich Melodielinien mit einem Plektrum gespielt wurden.
Zu Beginn der Renaissance, um 1450, wurde die europäische Laute mit Bünden versehen, die die Möglichkeit boten, Akkorde und damit auch solistische Musik zu erzeugen. Um 1500 herum wurde das Plektrumspiel allmählich durch das Spielen mit den Fingern ersetzt. Zur gleichen Zeit erschien die erste gedruckte Lautenmusik in Italien. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Laute zu einem der beliebtesten Musikinstrumente – ein Status, den sie bis weit ins 17. Jahrhundert hinein behielt. Die Renaissance-Laute wurde für das Solospiel sowie für die Begleitung von Sängern, Streichern und Blasinstrumenten verwendet und es entstand ein umfangreiches Repertoire.
Der Übergang von der polyphon orientierten Renaissance-Musik zum homophon-dramaturgischen Stil des Frühbarock stellte Anfang des 17. Jahrhunderts neue Anforderungen an die Laute. Größere Instrumente mit einem erweiterten Saitenumfang wurden gebaut. In die frühbarocke Tradition passt auch die „Theorbe“ oder der „Chitarrone“, die mit ihren langen, sonoren und resonanten Basssaiten für das ebenfalls in dieser Zeit entstandene Basso Continuo- oder Generalbass-Spiel geeignet waren (siehe Foto oben mit 14-chöriger italienischer Theorbe von Martin de Witte, nach Matteo Sellas, Venedig, 1640). Parallel zur Begleitrolle der Laute entwickelte sich in Italien und Frankreich erneut ein beachtliches Solo-Repertoire.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verlor das Instrument an Popularität, erlebte aber dank sächsischer Komponisten wie Silvius Leopold Weiss eine lokale Wiederbelebung in Deutschland. Ab ca. 1750 wurde die Laute nur noch selten gespielt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Pionierbewegung in der „Alten Musik“ geboren und die Lautenmusik von damals wieder aufgeführt. Die intensive Forschung im Kontext des historisch fundierten Instrumentenbaus, der Interpretation und der Umsetzungspraxis gewann in den späten 1960er Jahren an Dynamik.
Heute erfreuen wir uns wieder am wunderschönen Klang der liebevoll handwerklich nachgebauten Instrumente.
Instrumente (Jasper Michels):
13-chörige Barocklaute (1980) von Carel Huiskamp (Velp, Niederlande), Körper nach Johann Christian Hoffmann (Leipzig, um 1720)
10-chörige Renaissancelaute (2000) von Carel Huiskamp, Körper nach Georg Gerle (Füssen, ca. 1580)
6-chörige Renaissancelaute (2000) von Carel Huiskamp, Körper nach Georg Gerle (Füssen, ca. 1580)
14-chörige italienische Theorbe von Martin de Witte (Den Haag), Körper nach Matteo Sellas (Venedig, 1640) – siehe Foto ganz oben